Appetitlosigkeit im Alter: mehr Essen und Trinken
Mangelernährung wurde in mehreren großen Untersuchungen* bei mehr als der Hälfte der älteren Seniorinnen und Senioren festgestellt. Untergewicht, niedrige lebenswichtige Körpereiweiße (Gesamtprotein, Albumin, Transferrin) und Vitamine zeigen, daß die Ernährung eine wichtige Rolle bei der Entstehung und Therapie vieler Gesundheitsstörungen älterer Menschen spielt. Folgen von Mangelernährung sind allgemeine Schwäche mit höherem Risiko für Stürze und Brüche, erhöhte Infektanfälligkeit, häufigeres Durchliegen (Dekubitus) und verlangsamte Genesung nach akuter Erkrankung sowie Mangel an Abwehrvermögen und beeinträchtigte Denkleistung. Ursachen: Zahlreiche Studien zeigen, daß die Nahrungsaufnahme vieler älterer Menschen unzureichend ist, und die empfohlenen Zufuhrmengen auch nicht annähernd erreicht werden. Die Appetitlosigkeit im Alter ist als wesentliche Ursache für eine zu geringe Nahrungsaufnahme anzusehen. Verstärkt wird sie durch Krankheitssituation (Schmerz, Unwohlsein), wechselndes Pflegepersonal, ungewohntes Essensangebot, Essen im Bett, fehlende Bewegung, Depressionen und Medikamente. Die Verbesserung der Ernährungssituation: Diätkatalog: Wunschkost, energiereiche Kost, breiige Kost bei Kau-und Schluckstörung, häufige kleine Mahlzeiten. Pflegerische Maßnahmen: gesellige Essensatmosphäre, Gewichtskontrolle. Ärztliche Ernährungstherapie: Beurteilung des Ernährungszustandes, Kostverordnung, Nahrungssupplemente, enterale Ernährungsmaßnahmen, medikamentöse Therapie, Information des Hausarztes über vorliegende Ernährungsprobleme. Sondenernährung: Alle Patienten, die eine Chance haben, sich von ihrer akuten Krankheit zu erholen, sollten von dieser Art der Ernährungstherapie profitieren können. Nährstoffdichte flüssige Nahrungsergänzung: Bereits ein Zusatz von 400 ml (480 kcal) Flüssignahrung/Tag normalisiert die Nährstoffaufnahme, führt zu einem Rückgang der Pflegebedürftigkeit, zu einer Verbesserung der körperlichen Verfassung und zu einer Zunahme der Selbständigkeit. Fazit: Ernährungsmaßnahmen verdienen einen höheren Stellenwert und mehr Aufmerksamkeit, als bisher üblich. Die bekannten Möglichkeiten der Ernährungstherapie sollten vermehrt ausgeschöpft werden.
*G.Schlierf, Volkert, D., Oster, P. : Mangelernährung geriatrischer Patienten. Ernährungsbericht 1996. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V., Frankfurt |